Das Thema menschliche Evolution und wo diese mit allen möglichen technischen Hilfsmitteln hin führen kann, bestimmt derzeit viel des philosophischen Action-Kinos, wie man das bei Transcendence (war leider eine Enttäuschung), aber auch bei anderen Filmen gesehen hat, die teilweise erst in Sachen Trailern angekündigt sind. Dieser Film gehört auch in diese Kategorie, die ich als “anthropisches Sci-Fi” bezeichnen möchte.
Der Regisseur und Autor dieses Films ist Luc Besson, der einige bahnbrechende Meisterwerke, wie Leon, im Regiestuhl geschaffen hat, aber vor allem als Produzent bei einigen der wichtigsten französischen Filme mitgewirkt hat, wie Frontiers, High Tension, Ghetto Gangz, Taxi, Transporter oder Kiss of the Dragon. Mit diesem Film versucht er es auch wieder als Director.
In der Hauptrolle als eigentliche Urfrau Lucy (nicht Eva) haben wir Scarlett Johansson, die seit Lost in Translation immer wieder ein Genuß als weibliche Darstellerin ist, da sie nicht nur sehr interessant anzusehen ist, sondern weiblichen Charakteren eine besondere Tiefe bzw. Grenzwertigkeit verleihen kann, die für mich wahrer Emanzipation gleicht. Denn sie kann gleichzeitig ihr Äußeres wie ihre innere Stärke nützen um als ganze Frau zu wirken. Das passt sehr gut in diesen Film. Morgan Freeman als Professor kann ebenfalls als ideales Casting angesehen werden, denn er ist ja für seine Erzählerrollen bekannt und nicht so aufdringlich wie Jackson, auch wenn sein Charakter Samuel heißt.
Im Film wird Lucy als Packesel für eine neue Art von Droge eingesetzt, aber da das Packet reißt, nimmt sie eine überdurchschnittliche Menge davon auf und das steigert die Nutzung ihrer Gehirnfähigkeiten in ein praktisch grenzenloses Maß. Die Grundidee mit der geistigen Kapazität ist nicht neu, jedoch ist es sehr schwer dies glaubhaft rüber zu bringen. Folglich empfehle ich schon ein gewisses Maß an kreativer Toleranz beim Ansehen zu bewahren, sonst verliert einen der Film sehr schnell und man würdigt nicht mehr die Spielarten mit diesem Einfall, die einem im Filmverlauf präsentiert werden.
Die Macht, welche Lucy erlangt ist so weit hergeholt, wie ein Raumschiff mit Überlichtgeschwindigkeit einem Physiker erscheinen muss oder vielleicht sogar noch mehr. Luc Bessons schneller filmischer Pace versucht mit Anspielungen auf die Evolution und mit Doku-Ausschnitten alles zusammen zu halten. Dabei hat er nur begrenzten Erfolg. Scarlett versucht das Gleiche durch ihre gute schauspielerische Leistung, aber auch ihr gelingt es nur bedingt, denn ihre Kräfte gleichen relativ schnell denen eines Gottes oder einer Göttin – nach der sie zwar aussieht, aber naja…
Zudem verlieren sich die Sci-Fi Elemente des Films relativ schnell in dem was Luc Besson als stylisch empfindet und so ist es dann einfach nur mehr ein Märchen, in dem man nichtmal eine moralische Botschaft finden kann, außer vielleicht, dass man nicht als Drogen-Mulli dienen sollte (der Rest ist nur abgeklatscht und ein Versuch eine moralische Botschaft zu implementieren). Trotzdsem wird einem visuell nicht langweilig und Scarlett ist immer ein paar Blicke wert – auf dieser Basis empfehle ich den Film schon für die richtige Stimmung. Eija… der Filme hätte sofort mehr Tiefe, wenn man paar Gedanken über Lucys Wissen, welches sie herschenkt, einbauen würde…