“Unsere Sonne stirbt. Die Menschheit steht vor dem Ende. Vor sieben Jahren entsandte das Projekt Icarus eine Mission um die Sonne wieder zu entzünden, doch die Mission ging verloren, noch bevor sie den Stern erreichte. Vor 16 Monaten habe ich, Robert Capa, mit einer siebenköpfigen Crew, die ein einem solaren Winter erstarrte Erde verlassen. Unsere Ladung: Eine stellare Bombe von der Masse Manhattan Islands. Unser Auftrag: Einen Stern innerhalb eines Sterns zu erzeugen. Acht Astronauten auf den Rücken einer Bombe geschnallt. MEINER Bombe. Willkommen auf der Icarus II.”
Mit diesen Worten eröffnet Cillian Murphy (auch bekannt aus 28 Days Later, der Dark Knight-Trilogie oder Inception) das oft übersehene Science-Fiction Meisterwerk des britischen Regisseurs Danny Boyle (u.A. Trainspotting, The Beach, Slumdog Millionaire). Der Cast liest sich neben Cillian Murphy, der den Bordphysiker Robert Capa spielt, quasi wie ein who-is-who des Genres. Mit dabei unter anderem Chris Evans als “Mace”, der Mechaniker, Cliff Curtis als “Searle”, der geistige Beistand auf der Icarus II, und Hiroyuki Sanada als Kapitän Kaneda.
In Sunshine verschwimmen die Grenzen gleich mehrerer Filmgenres. Es finden sich neben der Haupthandlung als Science-Fiction Film auch Elemente aus Drama, Thriller und im späteren Verlauf auch jede Menge Horror. Diese Mischung ist es, die Sunshine für mich zu einem absoluten Hammerfilm machen, den man sich auch wesentlich öfter als nur ein Mal anschauen kann. Jede Diskussion mit einem selbsternannten Science-Fiction Fan, welcher auf Sunshine angesprochen nur “Häh?” oder “Nie davon gehört…” von sich gibt erweist sich als wertlos und wird direkt abgebrochen.
Der Film startet direkt an Bord der Icarus II, die auf Ihrem Weg zur Sonne ist, um die Mission der verschwundenen Icarus I zu erfüllen. Die Sonne stirbt und gibt kaum noch Licht, Wärme oder Energie an die Erde ab, die von Schnee bedeckt ist und langsam auskühlt. Man wird langsam an die Charaktere und deren Entwicklung herangeführt und erfährt einige, durchaus interessante Macken und Hintergründe, wie zum Beispiel über Capa, der schon in jungen Jahren an der Entwicklung des ersten “Payloads”, also der Bombe an Bord der Icarus I beteiligt war, jedoch auf Grund seines Alters nicht an der Mission teilnehmen konnte. Sehr wichtig für die Weiterführung des Plots ist auch die Entwicklung des Psychologen und geistigen Beistands, Searle auf dem Raumschiff, der absolut fasziniert von der Sonne ist und immer mehr und mehr Zeit in der Observationskammer verbringt, in der er dann langsam aber doch besessen wird, sich dies aber der restlichen Crew gegenüber nicht anmerken lässt.
Im Anflug auf den Merkur empfängt die Crew plötzlich ein Notsignal der Icarus I. Die Verantwortlichen der Mission dachten, dass die Icarus I die Sonne zwar erreicht hätte, die Bombe aber zu klein war, weswegen der Payload der Icarus II um ein vielfaches Größer ist, nachdem das Sämtliche noch vorhandene spaltbare Material der Erde zusammengetragen wurde. Nach einer Abstimmung unter den Mitgliedern der Crew wird dann entschieden, auf das Notsignal zu reagieren und die Bombe der Icarus I mitzunehmen, ganz nach dem Motto “Zwei Bomben sind besser als eine!”. Leider gibt es bei dem Manöver rund um den Kurswechsel einige Komplikationen, in Folge derer Kapitän Kaneda stirbt und der Sauerstoffgarten der Icarus II zerstört wird. Es gibt daher für die verbleibenden Crewmitglieder gar keine andere Wahl, als zur Icarus I zu fliegen.
Dort angekommen gibt es den ersten großen Plot Twist des Films, darauf will ich aber gar nicht näher eingehen, sonst bekomme ich wohl wütende Zuschriften über Spoiler und deren abschreckende Wirkung . Es sei nur so viel gesagt, dass gegen Ende des Films immer mehr und mehr Suspense aufgebaut wird und es bis ganz zum Schluss nicht sicher ist, ob die Explosion der Bombe in der Sonne überhaupt eine Wirkung zeigen wird, da die Berechnung der Wirkung von zu vielen unbekannten Variablen abhängt und auch das Horror-Element des Films in der letzten halben Stunde voll zuschlägt und einige Schwierigkeiten für die verbleibende Crew mit sich bringt.
Sunshine schafft es absolut überragend, die Stimmung auf der Icarus II einzufangen.
Lobend zu erwähnen ist der epische Soundtrack von Sunshine, besonders das Maintheme “Sunshine (Adagio in D Minor) von John Murphy, der sich bereits mit Filmsoundtracks zu “Lock, Stock and Two Smoking Barrels”, “Snatch”, “28 Days Later” oder “Miami Vice” ausgezeichnet hat, und sich meiner Meinung nach nicht hinter Hans Zimmer als absolute Größe des Geschäfts verstecken muss.
Auch die visuelle Komponente kommt auf keinen Fall zu kurz – allerdings gibt es einige Verrückte, die dieses Bildspektakel nur auf DVD gesehen haben. Hier ist ein Rewatch in FullHD mehr als angebracht, da jede Menge Partikel- und Lichteffekte erst dann gestochen scharf rüberkommen. Und nichts wünscht sich der Geek in uns mehr als jede Menge Weltraumporno mit unzähligen Außenaufnahmen eines riesigen Raumschiffs.
Abschließend bleibt hier noch zu erwähnen, dass “Sunshine” leider von Personenkreisen außerhalb des Science-Fiction Genres ziemlich unbekannt ist. Auch Auszeichnungen konnte Danny Boyle mit seinem ersten Abstecher in den Weltraum nicht unbedingt anhäufen. Eine Nominierung für “Best Science-Fiction Movie” bei den Saturn Awards, ein Award für “Best Technical Achievement” bei den British Independent Film Awards und ein paar Nominierungen bei Awards aus Irland und England sind alles, was vorgewiesen werden kann. Das IMDB-Rating von 7.3 spricht für einen grundsoliden Film mit toller Leistung aller Involvierten, macht aber kein Meisterstück daraus.
Nochmal ein kleiner Einblick in Jhonnys Filmewelt!