Gestern hab ich sehr kulturell angehaucht das Freiluft-Kino im Zeughaus genoßen. Die Kulisse war genial und es ist lange her, dass ich in einem Kino rauchen durfte. Der Film war leider einem Venedig-Film-Preis entsprechend. Es war ein Dahingeplätscher eines aufwenig produzierten Video Tagebuches mit schönen Aufnahmen der australischen Natur und vielen geöffneten Kamel-Mündern. Ich weiß, dass viele sich mit der Hauptdarstellerin identifizieren können und von ihrer Reise beeindruckt sind, aber für mich war Robyn grenzwertig unsympathisch.
Der Regisseur des Films heißt John Curran und technisch gesehen kann man ihm wenig vorwerfen. Der erste Akt ist sehr lang und die anderen 2 dann sehr kurz, aber das ist eher Geschmacksfrage anstatt objektiv schlecht. Der Film hat mich aus ganz anderen Gründen verloren.
Die Hauptrolle spielt Alice im Wunderland von Tim Burtonm, was im Prinzip auch eine Reise war. Ihr Name ist Mia Wasikowska und in Sachen schauspielerischer Leistung kann man sie in dem Film ebenfalls nicht herabwürdigen. Vor allem muss sie ein großes Spektrum an Gefühlen darstellen, was nicht die einfachste Aufgabe ist. Auch daran kann ich mein Missgefallen nicht festmachen.
Etwas langweilig wird es für mich bei der Story. Es geht in dem Film nur darum wie eine Frau eine lange Strecke durch die Wüste mit 4 Kamelen und einem Hund zurücklegt. Es gibt keinen wahren, nicht selbst induzierten Konflikt im Film und auch keine Charakterbögen. Es gibt viele Filme ohne diese zwei Merkmale, die mir trotzdem gefallen, aber diese müssen dann coole Charaktere und erstklassige Dialoge haben. Damit kann dieser Film aber leider auch nicht punkten.
Ich weiß dass viele Leute diese Verbundheit zur Natur suchen und als Ersatzdroge sich gerne solche “Mensch gegen die Natur”-Streifen ansehen. Ich gehöre wohl nicht zu dieser Art von Menschen, weil ich scheinbar nicht zu den anfangs zitierten Nomaden gehöre. Ich will der Wander-Leistung und den Leuten die das gefällt durchaus Respekt zusprechen, aber es hanmdelt sich nicht um die Art Geschichte mit der ich mich identifizieren kann. Wenn ein Film die Begründung für die Reise mit “Warum nicht?” angibt und dann später irgendeine Art Vaterkomplex noch in die Waagschale wirft, dann kratze ich mich nur am Kopf und denke mir: wems gefällt! Außerdem wird Robyn, welche die Reise wirklichin den 70iger Jahren durchführte, als extrem misanthrophe Einsiedlerin dargestellt, die meiner Meinung nach viele Menschen rund um sich herum emotional ausnützt und dabei selbst nie so richtig weiß was sie will. All diese Fakten entfremden den Film für mich, aber für viele da draussen ist er bestimmt das richtige und diese potentiellen Zuseher erkennen den Reiz, den sie in dem Film finden werden, bestimmt über meine Probleme mit dem Werk und fühlen sich nun angesprochen. Ich wünsche euch viel Spaß mit eurem Kamel-Fetisch :p